Über die Kirchenburg
Geschichte
Die Anfänge von Honigberg sind wohl zwischen 1211 und 1225 zu suchen, als der Deutsche Orden das Burzenland als eigenes Territorium ausbaute und deutsche Siedler in neugegründete Orte brachte. Der Ort entwickelte sich in den kommenden Jahrhunderten vorteilhaft, befördert auch durch die Etabilierung einer Kleinadelsschicht der Burzenländer Sachsen. Die Befestigung um die Kirche wurde im 15. bis 17. Jh. massiv ausgebaut und eine der größten und bis heute besterhaltenen Burzenländer Kirchenburgen entstand. Während großer innersiebenbürgischer Wirren um den wahnsinnigen Fürsten Gabriel Bathory um 1612 konnte sich Honigberg als einzige Gemeinde des Burzenlandes bis zuletzt behaupten und der Kronstädter Stadtführung treu bleiben. Die Honigberger evangelisch-sächsiche Pfarrstelle galt über die Jahrhunderte hin als bedeutend innerhalb des Burzenländer Kapitels.
Die Kirchenburg
Die Honigberger Kirchenburg mit ihren mächtigen Wehrmauern, den sieben vorspringenden Wehrtürmen und dem weithin sichtbaren Glockenturm ist ein Kleinod unter den siebenbürgisch-sächsichen Kirchenburgen. Zwar verloren die Wehranlagen ihre Verteidigungsfunktion bereits im 18. Jh., dienten aber weiterhin als sichere Lagerungs- und Aufbewahrungsstätten. Daher wurden sie immer wieder innstand gesetzt und überdauerten die Jahrhunderte bis heute.
Der Kapellenturm
Der ursprüngliche Kapellenbau (um 1300) umfasste ein Kellergeschoss mit gesondertem Eingang und ein zweijochiges Kapellengeschoss. Er war in den ovalen Mauergürtel des späten 13. Jh., der bereits die romanische Kirche umschloss, eingefügt.
Einzigartig in ihrer Vollständigkeit und in ihrem Erhaltungszustand ist die Kapellenausmahlung des 15. Jh. Die Ausmahlung zeigt ein zusammenhängendes Lehrbild zur Erlangung des ewigen Heils, das dem Verstorbenen die Tür zur Ewigkeit öffnet.
Die Kirche St. Nikolaus
Die Kirche bewahrt besonders im Ostteil noch das Aussehen der romanischen dreischiffigen Pfeilerbasilika des 13. Jh., die deutliche Parallelen zur Zisterzenserarchitektur zeigt und damit vom Patronat der Kerzer Zisterze über Honigberg ab 1240 zeugt.
Der Glockenturm
Der massive Glockenturm wurde um 1300 in den Westteil des bestehenden Baus eingefügt. Der Turm hat die Breite des Mittelschiffes so dass die Seitenschiffe den Turm umschliessen. Zwei flankierende Treppentürme erschliessen die ersten beiden Turmgeschosse. Die restlichen sechs Geschosse sind über Holztreppen erreichbar. Mit einer Höhe von 56 Metern bis zum Turmknauf ist der Turm der höchste im Burzenland. 1794 wurden sein Wehrgang entfernt und dem Turmhelm vier Ecktürmchen angefügt. Sie stehen für die Blutgerichtsbarkeit des Ortes.
Den ursprünglichen Bestand an Glocken bildeten zwei Exemplare im Glockenturm, eine Glocke im Chortürmchen, eine im Dachreiter des Torturms sowie das "Warn- und Pulsglöcklein" in Verbindung mit der Turmuhr. 1916/17 wurden die Glocken des Glockenturms und des Chortürmchens requiriert und eingeschmolzen. Das heutige Geläut stammt von 1923 bzw. 1925. Die schadhafte große Glocke von 1923 wurde 1925 ersetzt und steht heute als Ehrendenkmal vor dem Westportal. Die Glocke von 1608 im Torturm ist heute die älteste Glocke Honigbergs.
Kirchennausstattung
Den Barockaltar von 1787 fertigten der Bildhauer Franz Eberhard und der aus Kronstadt stammende Maler Mohr.
Die hölzerne Kanzel ( Ende 18. Jh.) ist freischwebend an der Nordostecke des Langhauses vor dem Triumphbogen angebracht und von der Sakristei aus zugänglich.
Das neugotische kelchförmige Taufbecken wurde 1899 aus Gips gegossen und stammt aus der Kunststeinfabrik Ernst March in Charlottenburg/ Berlin.
Die hölzerne Orgelempore an der Westwand bietet Platz für die Orgel und mehrere einfache Gestühlreihen. Die Brüstung verzieren fünf Kassetten mit jeweils mittig gesetzem Weinrebenmotiv. 1754 ist der Einbau einer kleinen Orgel überliefert, so dass gleichzeitig wohl auch die Empore entstanden st. 1868-88 wurde sie erweitert und erhielt ihr gegenwärtiges Aussehen.
Die heutige Orgel wurde 1889 von den Kronstädter Orgelbauern Karl Einschenk (1867- 1951) und Josef Nagz gefertigt und besteht aus zwei Manualen, 19 Registern und einem Pedal.
Eine Besonderheit sind die Frauenbänke von 1753 im Mittelschiff. Sie sind aus Tannenstämmen ohne Lehne gezimmert und waren für die verheirateten Frauen bestimmt, die sich ihrer Tracht wegen nicht anlehnen konnten.
Die Chorgestühle (18. Jh.) für den Pfarrer, die Presbyter und Honoratioren zeigen an den Seitenwange und am Baldachin schmückende Silhouettenschnitte. Ihre Rückwand ziert einfache Blumenmalerei.
Orientalische Knüpfteppiche schmücken die Chorwände, verkleiden die Brüstung der Orgelempore sowie die Front der Chorgestühle und der ersten Gestühlreihe im Langhaus. Sie sind vormals als Handelsware nach Siebenbürgen gelangt.
Zum liturgischen Gerät gehört ein spätmittelalterlicher Kelch (15. Jh.) aus teilweise vergoldetem Silber mit Sechspassfuß, einem sechssetigen Schaft mit Inschriften und einem kugeligen Nodus mit Relieffeldern sowie einer leicht ausschwingenden Cuppa, letzerte vermutlich eine Ergänzung des 17. Jh. Aus dem 17.Jh. stammt zudem eine Patene und eine Pyxis, beide aus teilweise vergoldetem Silber. Die zinnernen Kannen sind dem 18. bzw. 19. Jh. zuzurechnen.